So sieht das Schützenleben in Brasilien aus

Wer schon immer mal wissen wollte, wie es in einem Schützenverein auf einem anderen Kontinent zugeht, der sollte nun weiterlesen.
Anbei ist ein Beitrag von Klaus Ammon; direkt importiert aus Brasilien.

Vielen Dank für den tollen Einblick!

In meinem Schützenverein hier in Joinville-Santa Catarina wird sehr ernsthaft KK-Gewehr geschossen. Das liegt daran, dass die Frau des Vorsitzenden die brasilianische Vizemeisterin ist. Es kommen Kaderschützen aus ganz Brasilien zum Training (wobei der Schießsport nur im Süden von Brasilien gepflegt wird). Die Gewehre kommen alle aus Deutschland. Das ist eine Gruppe im Verein. Eine zweite Gruppe trifft sich einmal pro Monat um aufgelegt mit einem KK-Gewehr den Besten des Monats auszuschießen. Das Gewehr liegt dabei fest auf einer Platte die in der Höhe justiert und gekippt werden kann. Seitlich kann das Gewehr durch leichtes Klopfen an den Schaft ausgerichtet werden. Visiert wird durch das Diopter. Es werden 10 KK-Scheiben mit einem Schuss beschossen, die auf der Teilermaschine ausgewertet werden.  Eine dritte Gruppe schießt mit dem Luftgewehr (Kal. 5.5 mm glatter Lauf) mit Bolzen. Die Bolzen sind ca. 4 cm lang. Alle wundern sich, dass lch diese Disziplin nicht kenn, denn nach ihrer Meinung ist das ein typisch deutsches Schießen.  Das ist die größte Gruppe. Das liegt daran, dass in Brasilien die Munition sehr teuer ist (500 einfache LP/LG Diabolos ca. 13 Euro). In dieser Disziplin werden monatlich Meisterschaften geschossen. In einem Schützenverein treffen sich bis zu 200 Schützen um den Tagessieger zu ermitteln. Dabei wird zu lauter Musik getanzt und Bingo gespielt. Getrunken wird nicht so viel wie in Deutschland. Aber alle sind lustig. Die meisten sind deutschstämmig. An den Tischen wird oft deutsch gesprochen. Die vierte Gruppe schießt Luftpistole. Dabei gibt es auch Rundenkämpfe. Eine Mannschaft besteht aus drei Schützen. Geschossen werden 60 Schuss. In unserer Mannschaft schießt jeder der drei Schützen im Schnitt um die 570 Ringe. Einen Ersatzmann gibt es nicht und sie wollen auch keinen. Ein Auswärts-Rundenkampf dauert oft das ganze Wochenende. Dann gibt es bei uns jährlich die nationalen Meisterschaften in der Standardpistole. Da werden schon 570 bis 590 Ringe geschossen. Im Moment ist allerdings Sommerpause. Bei 35° möchte sich niemand auf den Stand stellen. Bis jetzt habe ich nur meine Luftpistole in Brasilien. Nachdem ich jetzt meine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung habe, konnte ich einen Waffenantrag stellen. In ca. einem Monat kann ich dann den Antrag stellen, meine Waffen aus Deutschland exportieren und nach Brasilien importieren zu können.
Das ist der Verein aus meiner Sicht. Die Schützen bleiben in ihren Gruppen und haben mit den anderen Gruppen kaum Kontakt. Da es hier in Brasilien kaum Ausländer gibt und Deutsche sehr beliebt sind, bin ich als „Exote“ in den Gruppen immer willkommen und werde eingeladen mitzuschießen. Viele freuen sich, ihre Deutschkenntnisse zu beweisen, Mit der LuPi-Gruppe trainiere ich regelmäßig.

Liebe Grüße
Klaus